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In weiter Ferne

Das Autojahr 2022 – eine (Vorab-)Bilanz / Verbände nennen Zahlen und weisen auf Defizite hin

Von Günther Koch/Life-Magazin

Automobilproduktion in Rüsselsheim: Auch DS lässt am deutschen Stellantis-Konzernstandort fertigen. Foto: DS

Berlin – In Deutschland sind in den ersten elf Monaten 2022 gut 2,3 Millionen Pkw zugelassen worden. Laut Bilanz des deutschen Verbandes der Automobilindustrie mit Präsidentin Hildegard Müller an der Spitze befinde man sich im Jahresverlauf aufgrund der signifikanten Wachstumsraten der vergangenen Monate zwar nur noch zwei Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus. Das Vorkrisenniveau bleibe allerdings in weiter Ferne, heißt es mit Blick auf rund 30 Prozent weniger Zulassungen als im Vergleichszeitraum des Corona-Vorkrisenjahres 2019. Vor allem Mangel an Vor- und Zwischenprodukten sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise dämpften weiterhin Markt und Produktion.

Elektro weiter im Kommen

Was die Elektro-Neuzulassungen betrifft, sind demnach seit Beginn des Jahres insgesamt rund 659 200 Elektro-Pkw zugelassen worden. „Die Verkäufe liegen damit“, so der Verband, „zehn Prozent oberhalb des Vergleichszeitraums des Vorjahres.“ Mit den allein im November um die Hälfte auf 102 600 gestiegenen Zulassungen seien zudem erstmals in einem Monat überhaupt über 100 000 Elektro-Pkw abgesetzt worden.

Produktionsvolumen relativ niedrig

Seit Anfang 2022 seien generell 13 Prozent weniger Aufträge aus dem Inland eingegangen als im Vergleichszeitraum 2021. Auch habe man bis November insgesamt sieben Prozent weniger Aufträge von Kunden aus dem Ausland registriert als im Vergleichszeitraum zuvor. Bis dahin seien knapp 3,2 Millionen Pkw in Deutschland produziert worden, zwölf Prozent mehr als in den Monaten Januar bis November 2021. Trotz der hohen Wachstumsraten der vergangenen Monate befinde sich das Produktionsvolumen weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau: Die Produktionszahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 seien im aktuellen Jahresverlauf weiterhin deutlich um gut 28 Prozent unterschritten.

Gegenüber Vorkrisenjahr Defizit bei Export

Von Januar bis November 2022 habe man 2,4 Millionen fabrikneue Pkw exportiert. „Das sind“, rechnet der Verband vor, „rund elf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.“ Gegenüber den ersten elf Monaten des Vorkrisenjahres 2019 bestehe ein Defizit von 28 Prozent.

Höhere Kosten für klimafreundliche Fahrzeuge

Dafür, dass klimafreundliche Mobilität bezahlbar bleiben müsse, spricht sich in seiner Stellungnahme zum Jahreswechsel Präsident Reinhard Zirpel vom Verband der Internationalen Hersteller vor dem Hintergrund der Tatsache aus, dass ab 1. Januar die Kaufprämie für Elektroautos in Deutschland sinkt und Plug-in-Hybride gar nicht mehr mit dem Umweltbonus gefördert werden. „Das neue Jahr konfrontiert die Kunden in Deutschland mit höheren Kosten für klimafreundliche Autos. Durch die stark steigenden Strompreise wird der Betrieb von Elektrofahrzeugen deutlich teurer. Hier hat es die Bundesregierung leider versäumt, gegenzusteuern, und Ladestrom für neue Elektroautos sei bei der Verabschiedung der Strompreisbremse nicht berücksichtigt worden.

„Kürzung kommt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“

Die Kürzung der staatlichen Kaufförderung für Elektrofahrzeuge kommt laut Zirpel „daher nun zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“. Bei steigenden Strompreisen und sinkender Förderung drohten Elektrofahrzeuge unterm Strich unattraktiver zu werden. Risiken für den weiteren Erfolg der Elektromobilität 2023 würden erheblich wachsen. Die Bundesregierung solle das kommende Jahr nutzen, „um die finanziellen Rahmenbedingungen der alternativen Antriebe neu auszutarieren.“

Sparsame Verbrenner nicht aus dem Markt drängen

Für seinen Verband warnt der Präsident außerdem davor, „kleine und mittlere Fahrzeuge mit sparsamen Benzin- oder Dieselmotoren durch übertriebene Regulierung aus dem Markt zu drängen. Zu den Plänen für die neue europäische Abgasnorm Euro 7 sagte Zirpel: Nachdem die EU erst in diesem Jahr ein Ablaufdatum für den Verbrennungsmotor festgelegt habe, sollten die Hersteller nun durch scharfe Abgasnormen zu neuen umfangreichen Investitionen in diese Technologie gezwungen werden. „Das ist kontraproduktiv und kann dazu führen, dass die Produktion von sehr sparsamen kleinen Verbrenner-Fahrzeugen zu teuer wird.“ Menschen, die mit solchen Fahrzeugen ihre Alltagsmobilität kosten- und emissionseffizient organisierten, würden dann die Leidtragenden sein.

2,75 Millionen Neuzulassungen für 2023 erwartet

Für den deutschen Pkw-Markt rechnen die internationalen Hersteller für 2023 mit etwa 2,75 Millionen Neuzulassungen, was einem Plus von sechs Prozent gegenüber 2022 entsprechen würde. Mit dem Ende der Förderung sei bei den Plug-in-Hybriden ein Rückgang um zwölf Prozent auf 290 000 Einheiten zu erwarten. Reine Stromer würden dagegen weiter zulegen, wobei Zirpels Verband mit einer 22-prozentigen Zunahme auf 500 000 neue batterieelektrische Pkw rechnet. Mit der bisherigen besonders hohen Wachstumsdynamik sei es bei den Elektrofahrzeugen jedoch vorerst vorbei.

Statt 50 schon über 200 elektrifizierte Modelle

Die internationalen Hersteller leisten nach den Worten Zirpels einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung klimafreundlicher Antriebe, indem sie ihr Angebot von Elektrofahrzeugen weiter ausbauten. Aktuell würden die im Verband organisierten Marken über 200 elektrifizierte Pkw- und Nutzfahrzeugmodelle anbieten. „Vor drei Jahren sind es erst 50 gewesen.“ Lesen Sie als nächstes noch: „Das Autojahr 2023 – eine (Neuheiten-)Vorschau“.

KoCom/Foto: DS

31. Dezember 2022