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Blinklicht

"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Mit Pariser Flair

DS tritt mit DS9-Limousine ab Sommer in der oberen Premiummittelklasse an / Erste statische Vorstellung

Von Günther Koch/Life-Magazin

Mit französischem Chic: Der große DS9 ist das neue Flaggschiff der eher avantgardistischen PSA-Marke DS. Fotos: DS   

München – Sonne, Vorfrühling. Ein Hauch von Paris in München! Selbst La Déesse, Citroëns legendäre DS-Automobilgöttin, gebaut von 1955 bis 1967, ist da. Grund: DS, die 2015 in Paris gegründete, eigenständige Avantgarde-Marke des französischen PSA-Konzerns, stellt statisch ihr neues Flaggschiff vor, den DS9, der zu Einstiegspreisen ab 47 550 Euro ab Juli bei den Händlern stehen soll und sich zumindest von den Abmessungen her in der gehobenen Premiummittelklasse an dort längst etablierten deutschen Limousinen-Konkurrenten wie Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse orientiert.

In China auf modularer Plattform

Das Auto: Der in China auf einer modularen Plattform gebaute D-Segment-Fünfsitzer scheint sich außen optisch etwas an den 508 der Schwestermarke Peugeot anzulehnen. Er lässt sich, so DS-Deutschland-Sprecherin Dorothea Knell, von der Größe und vom Komfort her sogar ins noch höhere E-Segment einordnen. Der in der Tat überaus geräumige, auf seine (französische) Weise durchaus stilvolle DS9 – markante Front, Kühlergrill mit DS-Flügeln im dreidimensionalen, reliefartigen Diamantdesign, schlanke Linienführung, elegantes Fließheck – ist 4,93 Meter lang, 1,85 Meter breit, 1,45 Meter hoch, verfügt über 2,89 Meter Radstand, die selbst im Fond für ordentlich Platz sorgen. Das Gepäckabteil fasst stattliche 510 Liter. Haute-Couture-Materialien wie Kristallglas und Perlenstickereien zieren den recht noblen Innenraum, dessen Rautenmuster an die Louvre-Pyramide in Paris erinnert. Viele Elemente, sagt Knell, seien in einer speziellen Art der Ziffernblatt-Prägung mittels DS-typischer „Clous de Paris“-Oberflächenveredelung noch wertiger ausgeführt.

Die Frontpartie wird vom markanten Kühlergrill, in dem das Markenemblem platziert ist, dominiert.

Zum Start einmal klassisch, einmal teilelektrisch

Der Antrieb I: Zunächst sind ein klassischer Turbobenziner und ein als Plug-in-Hybrid elektrifiziertes Pendant vorgesehen. Die beiden Vierzylinder, Abgasnorm Euro-6d, leisten 225 PS, wobei im Teilzeitstromer ein Turbobenziner mit 180 PS und ein Elektromotor mit 110 PS gemeinsam zu Werke gehen. Sie stellen Drehmomente von 300 Newtonmetern zur Verfügung, der herkömmliche Verbrenner schon ab 1900, der Plug-in-Hybrid ab 3000 Touren, beschleunigen die Limousine in 8,8 und 8,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, machen sie in der Spitze 236 und 240 Stundenkilometer schnell. Ein Achtgang-Automatikgetriebe überträgt in beiden Fällen die Kraft auf die Vorderräder. In Verbindung damit soll der Verbrauch im Mix je nach Reifen 5,6/5,7 und nur 1,6 Liter betragen.

Ein Turbobenziner und ein Plug-in-Hybrid stehen zunächst zur Wahl. Blick ins noble Cockpit.

Danach sollen noch zwei weitere Plug-in-Hybride folgen

Der Antrieb II: Die Batteriekapazität der E-Tense genannten teilelektrischen Variante geben die Franzosen mit 11,9 Kilowattstunden, die rein elektrische Reichweite nach dem realistischeren WLTP-Messverfahren mit um die 50 Kilometer an. Der Akku gewinnt Energie zurück, lädt sich in Verzögerungs- oder Bremsphasen damit selbst wieder auf. Dank verschiedener Stufen kann eine bestimmte Reichweite im Null-Emission-Modus für ausgewählte Streckenabschnitte beispielsweise in der Stadt aufgespart werden, erläutert Tijl Verhelst aus dem Produktmarketing. Das serienmäßige 7,5-Kilowatt-Bordladegerät ermögliche das vollständige Nachladen an der Wallbox zu Hause oder an einer öffentlichen Ladestation innerhalb von weniger als zwei Stunden. Für die Zeit nach dem Marktstart kündigt der DS-Mann gleich noch zwei weitere Plug-in-Hybrid-Versionen an, die eine mit 250 PS und mehr Reichweite, der andere mit 360 PS und Allrad.

510 Liter sind ein stattlicher Kofferraum. Blick auf die Modellkennung hinten.

Dem Gesamtcharakter entsprechend eher komfortabel

Das Fahren: Noch steht die dynamische Fahrvorstellung aus, doch weist Verhelst vorab schon auf eine dem Gesamtcharakter der Komfortlimousine auch entsprechend kommodere Auslegung des Fahrwerks mit kamerabasierter aktiver Federung als Option hin. Es gibt wie inzwischen üblich unterschiedliche Fahrprogramme. Nicht unwichtig dürfte dabei sein, dass der Verbrenner-DS9 leer doch schon bis zu 2075, der Plug-in-Hybrid wegen der zusätzlichen Komponenten sogar bis zu 2329 Kilo auf die Waage bringt, sodass ein höherer Aufwand nötig sein muss, den Wagen etwa auch für die längere Strecke, für die er sich von seiner Konzeption her gut eignet, in Schwung zu bringen. Komfortables Sitzen ist man bei den Franzosen eigentlich gewohnt. Akustikverglasung rundum wird dabei helfen, möglichst wenig Geräusche ins Innere zu lassen. Ab Werk sind 19- oder 20-Zoll-Leichtmetallräder mit 235er-Reifen aufgezogen.

Das Positionslicht soll an die historische DS erinnern. Und so sieht die Limousine von der Seite aus.      

Auch mit Reminiszenz an die historische DS

Die Ausstattung: Zwei Hauptlines gibt es. Sie heißen Performance und Rivoli. Im Basispaket sind etwa schon Active LED-Vision, Zweizonen-Klimaautomatik, 12,3-Zoll-Digitalkombidisplay, Audiosystem, 12-Zoll-Touchscreen, Navigation, Smartphone-Einbindung, Pedale mit Aluminiumapplikation, Geschwindigkeitsregelung samt Begrenzer, Müdigkeits-, Totwinkelwarner, Rückfahrkamera, Notbremsfunktion, Radfahrer-, Fußgänger-, Verkehrszeichenerkennung und Spurhaltehilfe enthalten. In dem darüber sind zusätzlich Tempomat mit Stop-&-Go-Funktion, Überwachung der Augen mit Infrarotkamera, 360-Grad-Rückfahrkamera und spezielle Sicherheitsfeatures an Bord. Wer will, kann die sensorgesteuerte Heckklappe oder ein elektrisches Schiebedach ordern. Inspirationen nennen die Franzosen die Möglichkeiten, den DS9 außen wie innen zu individualisieren. Nicht nur Ledersitze im ausgefallenen Uhrenarmband-Look-Finish  sind zu haben. Im Rivoli-DS9 thront serienmäßig auf der Armatur auch ein eigens für die Marke designter Chronograph aus einer Manufaktur bei Paris. Als Reminiszenz an die historische DS gelten an der Dachkante die seitlichen Positionslichter in Trichterform.

Weg vom eher Mainstreamigen

Alles in allem: Wer eben auch mit Blick auf die teureren deutschen Wettbewerber in Sachen Premium aus dem eher Mainstreamigen der gehobenen Mittelklasse etwas ausbrechen möchte, könnte es mit DS versuchen, selbst wenn die Marke es bei aller Avantgarde zumindest hierzulande auch mit dem DS9 nicht leicht haben dürfte. Aufpassen sollten DS-Entwickler, dass extravagante Akzente etwa im Cockpit, immerhin dem Arbeitsplatz des Fahrers, nicht zu Lasten der Funktionalität und Übersichtlichkeit gehen. Seit 2018 ist der DS7 Crossback am Start, seit 2019 die kompaktere DS3-Variante, seit 2020 die E-Tense-Versionen, auf die im vorigen Jahr bei uns schon fast 800 (von insgesamt über 2770) Neuzulassungen entfallen sind. 2021 ist nach dem DS9 jetzt noch der Kompakt-Crossover DS4 vorgesehen. Ob eigentlich auch Emmanuel Macron im neuen DS-Flaggschiff unterwegs sein wird? Jedenfalls habe man es dem französischen Staatspräsidenten wohl schon angeboten, sagt DS-Mann Verhelst. „Und ich glaube, er wird ihn auch fahren.“      

Datenblatt

Motor: Ein Vierzylinder-Turbobenziner, ein Vierzylinder-Plug-in-Hybrid-Turbobenziner mit Elektromotor. Abgasnorm: Euro-6d. Hubraum: 1,6 Liter. Leistung Verbrenner: 165/225 kW/PS. Leistung Plug-in-Hybrid: 133/180 kW/PS (Verbrenner), 81/110 kW/PS (Elektromotor), 165/225 kW/PS (System). Maximales Drehmoment: 300/1900, 300/3000 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 8,8, 8,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchste Geschwindigkeit: 235, 240 Stundenkilometer. Batteriekapazität Plug-in-Hybrid: 11,9 Kilowattstunden. Rein elektrische Reichweite: 56 Kilometer. Umwelt: Laut DS kombinierter Verbrauch je nach Reifen 5,6/5,7, 1,6/1,6 Liter pro 100 Kilometer, 128/130, 35/37 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Grundpreis: 45 500/51 400, 52 810/55 560 Euro.

KoCom/Fotos: DS

12. März 2021