Donnerstag, 28. März 2024

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Rollendes Kraftwerk

Hyundai führt seinen neuen Brennstoffzellen-Nexo ein / Kooperation mit Audi in dieser Antriebstechnologie

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der Brennstoffzellen-Hyundai Nexo ist das neue Technologie-Flaggschiff der Marke. Foto: Koch

Mainz – „Wir haben die Brennstoffzelle seit 20 Jahren auf dem Plan, sie nie verworfen“, sagt Deutschland-Sprecher Bernhard Voss bei der nationalen Fahrvorstellung des neuen Brennstoffzellen-Nexo in Mainz. Noch im August führt Hyundai nach dem ix35 Fuel Cell 2013 jetzt das zweite Serienmodell dieser Art ein, ab 69 000, mit Bonus ab 53 983 Euro. In Sachen Brennstoffzelle arbeiten die Koreaner übrigens mit Audi zusammen. Die Kooperation umfasst laut Voss bereits bestehende und zukünftige Patente, die Erweiterung der Großserien-,  neue Möglichkeiten der Komponentenfertigung und den Zugang zu Technologien, um den Anteil an Platin in Brennstoffzellen zu reduzieren.   

Schickes Design

Das Auto: Das moderne, klare, zurückhaltende, trotzdem schicke Design des fünftürigen Fünfsitzer, fast 4,7 Meter lang, Radstand knapp 2,8 Meter, Kofferraum 461 bis 1466 Liter, soll den innovativen Charakter des neuen Technologie-Flaggschiffs der Marke unterstreichen. Dabei geht es funktionell auch um bessere Aerodynamik. So wird die Luft vorn gezielt um die Räder geführt. Türgriffe kommen automatisch hervor, ziehen sich selbsttätig zurück. Spezielle Luftkanäle leiten den Luftstrom an den Dachsäulen hinten weiter. Der Unterboden ist vollständig verkleidet. Das Äußere wie das Innere mit dem 12,3-Zoll-Touchscreen, der optisch schwebenden Mittelkonsole und Naturmaterialien wie Zuckerrohr, Mais oder Soja in Sitzen, Teppichen, Verkleidungen und im Dachhimmel, muten wertig an. Da es sich um ein Auto mit besonderem Antrieb handelt, sollte man sich für die Eingewöhnung in die Bedienung anfangs dafür auch hier etwas Zeit nehmen!  

Nur Serien- und Premiumpaket

Die Ausstattung: Schon das Serienpaket ist etwa mit Voll-LED-Scheinwerfern, Zweizonen-Klimaautomatik, Radio, Digitalempfang, Vernetzung, Elektronikhilfen vom Adaptivtempomat mit Abstandsregelung und Stopp-Funktion über Einparkassistenz mit Fernbedienung, Querverkehrswarnung und Stauassistenz bis zur Totwinkelassistenz mit Monitoranzeige, dazu Rückfahrkamera, beheizbares Lederlenkrad, elektrische Heckklappe und 17-Zoll-Leichtmetallräder mit 225er-Reifen sehr umfangreich bestückt. Im 3500 Euro teuren Premiumpaket sind Umfeldbeobachtung, Dachreling, ein spezielles Soundsystem, elektrisches Panorama-Schiebedach und 19-Zöller mit 245er-Reifen enthalten.     

Über 600 Kilometer Reichweite

Der Antrieb: Das Konzept des rollenden Kraftwerks besteht aus drei Komponenten: Es sind dies die aus 440 Einzelmodulen bestehende Brennstoffzelle mit 95 Kilowatt Leistung, die 40 Kilowatt starke Hochvoltbatterie mit 1,56 Kilowattstunden Kapazität  und der Elektromotor mit 163 PS und bis zu 395 Newtonmetern Drehmoment vom Start weg. Je nach Rädern gibt Hyundai die Höchstgeschwindigkeit mit 177/179 Stundenkilometern an. Der Verbrauch findet sich im Mix mit 0,84 Kilo Wasserstoff so zumindest im Datenblatt, die Reichweite mit 756 Kilometern nach dem bisherigen Messzyklus. Realistischer, räumt Voss ein, dürften aber rund 600 bis 630 Kilometer sein, immerhin. Nach dem künftigen Verfahren sind es 666 Kilometer bei 0,92 Kilo Wasserstoffverbrauch pro 100 Kilometer.

„Quasi umgekehrte Elektrolyse“

Das Fahren: Über Tasten per Elektroimpuls wird das einstufige Reduktionsgetriebe des Frontantrieblers mit den Fahrmodi Normal, Eco und Sport geschaltet. Das Fahrwerk federt komfortabel. Die elektrisch unterstützte Lenkung könnte direktere Rückmeldung geben. Die Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet, verzögern einwandfrei. Während des Fahrens bringen Brennstoffzellen Wasserstoff aus den über 156 Liter großen Tanks mit Sauerstoff aus der Luft zusammen. „Die quasi umgekehrte Elektrolyse im bordeigenen Kraftwerk“, erläutert Voss, „erzeugt Strom für den Elektromotor“, und zwar frei von jeglichem Kohlendioxid. „Das Einzige, was entsteht, ist Wasserdampf.“ Die Bevorratung von 6,33 Kilo Wasserstoff in den Hochdrucktanks im Heck, nun drei kleine statt zwei unterschiedlich große, erfolgt bei 700 bar. Das Tanken soll fünf Minuten dauern. 

Bei jedem Händler

Alles in allem: Der natürlich nicht gerade billige Nexo macht außen wie innen wirklich was her! Hinzu kommt die moderne Antriebstechnik, die in der fehlenden Infrastruktur freilich nach wie vor ihre Grenzen finden dürfte, auch wenn Wasserstoff als Energieträger der Zukunft gilt, weil er klimafreundliche Stromerzeugung erlaubt. Für Flottenkunden rechnen sich da konventionellere Option vorläufig wohl noch mehr. Bestellungen und Wartungen sollen bei jedem Hyundai-Händler möglich sein. Die Order für 200 Einheiten liegen laut Till Wartenberg seit April bereits vor. Von bis zu 1000 Einheiten geht der Marketingdirektor aus, wenn es 2019 bundesweit über 100 Wasserstoff-Tankstellen gibt; aktuell sind es nur gut 40. Fünf Jahre Garantie ohne Kilometerlimit und acht Jahre auf die Batterie bei bis zu 200 000 Kilometer Laufleistung sind dagegen schon heute ein Wort. Bei der Veranstaltung in Mainz hat Hyundai auch den neuen Kona Elektro vorgestellt. Mehr

Datenblatt

Antrieb: Brennstoffzelle. Anzahl: 440 Module. Leistung: 95 Kilowatt. Batteriekapazität: 1,56 Kilowattstunden. Batterieleistung: 40 Kilowatt. Motor: Elektro. Leistung: 120/163 kW/PS. Maximales Drehmoment: 395 Newtonmeter. Beschleunigung: Je nach Rädern 9,2/9,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 177/179 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Hyundai Mixverbrauch 0,85 Kilo Wasserstoff pro 100 Kilometer. Reichweite: 756, realistischer bis über 650 Kilometer. Preis: 69 000 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

3. August 2018