Freitag, 29. März 2024

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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Erster Elektro-GTI

VW legt beim ID4 gleich nach / Sportliche 299-PS-Allradvariante unter neuem GTX-Performance-Label

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der ID4 GTX ist nach dem ID3 und ID4 das dritte neue Elektromodell bei VW. Fotos: Koch

Braunschweig/Nörten-Hardenberg – Mit dem ab 50 415 Euro teuren, noch im Sommer startenden ID4 GTX, national gerade auf dem Weg von Braunschweig durch den Harz nach Nörten-Hardenberg bei Göttingen vorgestellt, erweitert VW seine 2020 mit dem kompakten ID3 gestartete, inzwischen auch schon um den normalen ID4 ergänzte Elektroauto-Familie. Mit dem in Zwickau gebauten ID4 treten die Wolfsburger im Umfeld von Hyundai Ioniq 5 und Nissan Ariya, später auch Kia EV6 an. Auf Volkswagen-Konzernebene kommen bei den Volumenherstellern der Elektro-Skoda Enyaq und im Premiumsegment der Audi Q4 e-tron noch hinzu; auch an Teslas Model Y muss sich der ID4 wohl messen lassen. 

Schon optisch etwas markanter

Das Auto: Was den GTX betrifft, 4,58 Meter lang, 1,85 Meter breit, 1,62 Meter hoch, Radstand 2,76 Meter, Kofferraum 543 bis 1575 Liter, soll der mit seinem Zusatz im Namen durchaus, so Markensprecher Martin Hube, die Geschichte sportlicher GTI-, GTD- und GTE-Spitzenmodelle fortschreiben und „intelligent in die Elektrowelt“ übertragen. Entsprechend markanter fährt der fünftürige Fünfsitzer schon optisch vor, bietet höhere Bodenfreiheit und ohne Mitteltunnel selbst hinten genug Platz, zeigt sich im Alltag vielseitig, ist dank niedriger Ladekante leicht beladbar, kann Lasten bis 1,4 Tonnen ziehen. Die gewünschte Fahrstufe wird mittels des kleinen Getriebeknubbels über dem Scheibenwischerhebel eingelegt. Multimedia und Vernetzung mit Smartphone-Einbindung sind nahezu komplett. Sonst muss man sich wie im ID3 und ID4 von den kleinen, unbeleuchteten, unpraktischen „Slidern“ am Fuß des Bildschirms bis hin zu den Einstellungen in den verschiedensten Untermenüs aber an die teils umständliche Bedienung im Digitalcockpit erst gewöhnen.

Blick auf die Frontpartie des Crossover-Vollstromers mit dem Markenlogo vorn in der Mitte.

Reichweite bis zu 480 Kilometer

Der Antrieb: Die zwei Elektromotoren leisten zusammen 299 PS. Der vorn verfügt über 162, der hinten mit allein schon 204 PS über 310 Newtonmeter Drehmoment. Gemeinsam setzen sie den elektrischen Dualmotor-Allrad um, beschleunigen den leer unterm Strich doch 2224 Kilo schweren ID4 GTX aus dem Stand in 6,2 Sekunden auf Tempo 100, machen ihn in der Spitze 180 Stundenkilometer schnell. Ein-Gang-Getriebe, wiederum jeweils eins vorn, eins hinten, übertragen die Kraft auf die Räder. Die flach im Fahrzeugboden verbaute Batterie verfügt über 77 Kilowattstunden Kapazität, was nach realistischerem WLTP-Standard zumindest laut Datenblatt für „kundennahe 480 Kilometer“ reichen soll. Den Verbrauch gibt VW im Mix mit 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer an, allerdings noch nach vorigem NEFZ-Modus. Bei unserer ersten Ausfahrt hat der Bordcomputer am Ende nach normalen Orts-, Landstraßen- und zügigeren Autobahnfahrprofilen freilich 19,8 Kilowattstunden angezeigt. Die maximale Ladeleistung beträgt 11 Kilowatt Wechsel- und 125 Kilowatt Gleichstrom. Das kürzeste (Gleichstrom-)Laden soll den Angaben zufolge 38 Minuten von 5 bis 80 Prozent dauern.        

Einen Verbrenner sucht man hier unter der Haube vergebens. Das Cockpit ist ein digitales.

Mit eigenem Fahrdynamikmanager

Das Fahren: Auf Pedaldruck geht es gleich ziemlich sportlich zur Sache. Die maximale Leistung steht jeweils 30 Sekunden zur Verfügung steht. Meist treibt der stärkere Motor hinten den Wagen an. Für mehr Bodenhaftung und deutlich spritzigere Fahrweise schaltet sich der Motor vorn zu. In Fahrstufe D „segelt“ der GTX, beide  Motoren drehen fast ohne Last mit. Bei B speisen sie als Generatoren Strom in den Akku zurück. Über die Eco-Assistenz steuert das System automatisch das Segeln und Rekuperieren per Naviations- und Topografiedaten. Die Regelsysteme für das ausreichend komfortabel federnde Fahrwerk und für den Allrad sind miteinander vernetzt; der Fahrdynamikmanager kontrolliert mittels intelligenter Software ihr Zusammenspiel. Über die Fahrprofilauswahl kann man selbst entscheiden, ob man lieber kompromisslos-stabil oder sportlich-agil unterwegs sein will; die Fahrprogramme Eco, Komfort, Sport, Individual und Traktion wirken sich auf Motor und Lenkung aus, können optional über die zum Sportpaket Plus gehörende Fahrwerksregelung ebenfalls Einfluss auf die Dämpfer haben. Das aufpreispflichtige Sportfahrwerk ist mit Tieferlegung und Progressivlenkung verbunden. 

Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers mit der Modellkennung hinten.

Neue Elektronikplattform für „Over the Air“-Updates

Die Ausstattung: LED-Matrix-Scheinwerfer sind Serie. Dioden in den Lufteinlässen ergänzen die Lichtsignatur nachts. Am Heck leuchten neuartige 3D-LED zurück. Touchdisplay mit bis zu zwölf Zoll großer Diagonale, natürliche Sprachbedienung mit Online-Anbindung sind ebenso Standard wie das Multifunktionslederlenkrad mit Touchbedienung und 20-Zoll-Leichtmetallräder. Die Sitze kombinieren Stoffbezüge mit roten Nähten und Applikationen aus Kunstleder. Nach der „Aktion Gesunder Rücken“ zertifizierte, elektrisch einstellbare Sportsitze mit hohen Wangen, integrierten Kopfstützen, Lendenwirbelstütze, Massagefunktion und teils recyceltem Mikrofasergewebe sind lieferbar. Wer will, kann das Headup-Display ordern, das ausgewählte Anzeigen mit der Wirklichkeit verbindet. „Discover Pro“-Navigation, Onlinedienste und moderne elektronische Hilfen erleichtern das Fahren. Aufgrund der neuen Elektronikplattform sollen künftig „Over the Air“-Updates“ als immer wiederkehrende Aktualisierungen der Software möglich sein. Wie beim normalen ID4 stehen fünf Ausstattungspakete – Design, Comfort, Infotainment, Assistence, Sport – zur Wahl, die auch in einer Plus-Variante zu haben sind. Design- und Comfort-Pakete etwa umfassen Panorama-Glasdach, Seitenfenster vorn aus Akustikglas, Privacy-Verglasung hinten, beheizbare Vordersitze, Zwei- oder Drei-Zonen-Klimaautomatik und doppelter Ladeboden.

Das Gepäckabteil fasst 543 bis 1575 Liter. Und so sieht der ID4 GTX von der Seite aus.

Schon stattlicher Einstiegspreis

Alles in allem: Für ein Elektroauto wirkt das Design gegenüber dem ID3 und dem ab 37 415 Euro teuren normalen ID4 insgesamt etwas bulliger und flotter. Innen könnten Wertigkeit mit Blick etwa auf oft harte Kunststoffe sowie Handhabung besser sein. Das Ambiente wirkt reduziert. Der Platz geht in Ordnung. Im Fond wird es in Sachen Kopffreiheit wegen der nach hinten abfallenden Dachlinie lediglich für größer Gewachsene etwas eng. Der Antrieb ist druckvoll. Die Fahrleistungen sind sportlich. Der preisliche Einstieg für diesen Crossover-Vollstromer ist so schon stattlich genug, lässt sich ausstattungsmäßig jedoch rasch noch in die Höhe treiben. Immerhin winken netto 7500 Euro Elektroautoförderung. Für den „GTI unserer E-Modelle“, wie es Entwicklungschef Thomas Ulrich schon bei der digitalen Premiere formuliert hat.  

Datenblatt

Motor: Elektromotor vorn, Elektromotor hinten. Gesamtleistung: 220/299 kW/PS. Maximales Drehmoment: 162/310 Newtonmeter vorn/hinten. Beschleunigung: 6,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 180 Stundenkilometer. Batteriekapazität: 77 Kilowattstunden. Reichweite (WLTP): 480 Kilometer. Kombinierter Energieverbrauch (NEFZ): 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Maximale Ladeleistung: 11/125 Kilowatt Wechsel-/Gleichstrom. Kürzeste Ladezeit: 38 Minuten von 5 bis 80 Prozent. Grundpreis: 50 415 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

21. Juni 2021