Samstag, 20. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Schon nächster Rebschnitt

Winter im Weinberg / TravelLifeDrive-Jahresserie mit Rheingauer Winzerfamilie Gerhard endet

Von Günther Koch/Life-Magazin

Winter im Weinberg heißt, dass es auch Frost geben kann. Fotos: Gerhard/Steinmetz

Hattenheim – „Es ist immer ein wunderbares Gefühl, den aktuellen Jahrgang im Keller zu haben“, sagt Jungwinzerin Michaela Gerhard vom Weingut Leon Gerhard in Hattenheim im Rheingau, „aber jetzt fängt so langsam auch schon wieder die Vorbereitung für den neuen an!“

Blick ins Buch vom Uropa

Die letzte Jahreszeit im Jahr. Für Winzer wie die Gerhards, neben Michaela noch Vater Werner, Mutter Gudrun und Schwester Daniela, eine Bankkauffrau, die gelegentlich auch im Betrieb hilft, eine Zeit, um Arbeiten anzugehen, die wie der Umbau der Maschinenhalle diesmal liegen geblieben sind. „Oder“, fügt Michaela hinzu, „um einfach einmal wieder in das kleine Buch zu schauen, was mein Uropa über die damalige Zeit im Weinbau geschrieben hat.“ Den neuen Jahrgang haben die Gerhards im Fass schon probiert – und sind sehr zufrieden. „Bei uns erhält der Wein jedoch noch etwas mehr Ruhe und kommt erst gegen März/April auf die Flasche.“ Zu den Schlemmerwochen im Rheingau soll der 2018er-Jahrgang dann „definitiv verkaufsbereit“ sein, spätestens.

Jungwinzerin Michaela Gerhard bei einer ersten Probe, nachdem die Barriques abgefüllt sind.

Auf der vollen Hefe

Die im Herbst gelesenen Trauben sind inzwischen längst abgepresst und im Edelstahl beziehungsweise der Rotwein auf der Maische, also mit der Traubenschale, in offenen Bütten vergoren und nun ebenfalls abgepresst. Die meisten der Jungweine liegen momentan noch auf der vollen Hefe im Edelstahl. Manche sind bereits filtriert, „was bedeutet“, erklärt Michaela, „dass zum Beispiel der Wein auch keine feineren Hefeteilchen mehr enthält.“ Aber die Gerhards setzen nicht nur Edelstahltanks ein. „Ein Teil unseres Rotweins ist gerade erst in die Barriques gekommen, in die Holzfässer, die immer 225 Liter fassen.“

Der nächste Rebschnitt legt den Grundstein fürs neue Jahr. Der Weinberg ist ausgehoben.

Schon Basis für 2019

Der Winter ist für Winzer im Grunde der Startschuss ins neue Jahr. Auch im Weinberg. Da ist zu dieser Zeit zwar nur das Holz der Reben zu sehen. „Aber durch den Rebschnitt“, betont die Jungwinzerin, „wird die Basis fürs kommende Jahr gelegt.“ Nur noch eine sogenannte Rute bleibt stehen, das andere Holz wird weggeschnitten. Beim Ausheben holt man das abgeschnittene Holz dann aus dem Drahtrahmen, legt es in die Mitte. „Danach wird mit einer Maschine, dem Mulcher, drüber gefahren, womit das Holz klein gehexelt wird“, erklärt Michaela. Die Nährstoffe könnten so beim Zersetzen wieder in den Boden gelangen.

Im Keller ist es im Winter eher ruhig. Bei Veranstaltungen schenken die Gerhards dennoch Wein aus.

Im Keller eher ruhig

Was den Verkauf betrifft, spielen in dieser Jahreszeit natürlich auch das Weihnachtsgeschäft und die Auslieferungstouren eine wichtige Rolle. „Der direkte Kontakt zu Kunden in Städten wie München, Hamburg oder Dresden ist uns sehr wichtig“, erzählt Michaela vom meist herzlichen Empfang, „sei es mit Kaffee, Frühstück oder anderen leckeren Naschereien“. Im Keller geht es im Dezember etwas ruhiger zu. Erst ab Januar filtrieren die Gerhards die trockenen Weine, machen sie anschließend füllfertig und geben den Grundwein zum Versekten, also zum Herstellen von Sekt, weg.

In den kälteren Monaten stehen auch Auslieferungen an, darunter bei den Gerhards bis nach Dresden.

Gärkontrolle und Nährsalzzugabe

Vorbereitungen für 2019 sind zu treffen. Sonderausstattungen wie die für den nächsten „Wein des Sommers“ oder für die „Creation Michaela“ müssen angegangen werden. Es gilt, sich über eine geplante Neuanlage in der Lage Kläuserweg zu informieren und schließlich zu entscheiden. „Außerdem“, erinnert sich Michaela, „hatten wir noch eine tolle Veranstaltung, um den ersten Advent einzuläuten: Wir durften auf dem kleinen eintägigen Sonnenberger Weihnachtsmarkt bei Wiesbaden wieder ausschenken!“ Bereits direkt nach der Lese standen im Keller Arbeiten wie die regelmäßige Gärkontrolle oder die Nährsalzzugabe an, „was ein bisschen damit vergleichbar ist, der Hefe Kraftstoff zu geben, wenn sie sich in ihrer aktivsten Phase befindet“. Außerdem war es möglich, die Auslieferungen in diesem Jahr viel früher zu starten und das gute Wetter zu nutzen.

Und es bleibt Zeit, in Uropas „Erfahrungen und Erlebnissen eines Rheingauer Winzers“ zu lesen.

Jubiläum 100 Jahre Weingut

Vor dem Rebschnitt, der gerade – es ist kurz vor Weihnachten – begonnen hat, waren noch die mittleren Drähte, die im Sommer die Laubwand in Form gehalten haben, runter zu legen und die Stickel, die Pfeiler, an denen entlang der Draht gezogen wird, zu erneuern. Die etwas ruhigere Zeit erlaubt es, sich um die Buchhaltung und andere Arbeiten im Büro zu kümmern. „Auch so etwas“, sagt Michaela, „gehört im Weinbau natürlich genauso dazu wie, sich zu überlegen, was man mit einem Jubiläum macht, und zwar einem richtigen, denn 2019 gibt es unser Weingut schon seit mindestens 100 Jahren, den abgefüllten Wein aus 1919 haben wir jedenfalls noch!“ Nur der Wein, den es beim Wiesbadener Liliencup-Fußballturnier als Geschenk und für die VIP-Lounge geben soll, muss noch festgelegt werden. Die letzten Termine fürs nächste Jahr sind zu sammeln. Und danach ist die Homepage noch zu aktualisieren. Sonst kann das Wichtigste in 2018 abgehakt werden.

Zwischen Pumps und Stiefel: Ob das neue Design gefällt? Die Gerhards stoßen auf den neuen Wein an.

„Wieder richtiger Weg“

Die Bilanz bei den Gerhards lautet: Trotz Wetterextrem sei das meiste „sehr gut“ gelaufen. „Vielleicht“, räumt Jungwinzerin Michaela ein, „wäre bei einigen neuen Veranstaltungen eine intensivere Bewerbung im Vorfeld nötig gewesen.“ Aber auch der Jahrgang 2018 im Keller zeige, „dass wir in diesem Jahr wieder einen richtigen Weg gegangen sind!“ Es habe gleich mehrere herausragende Momente gegeben. „Was man jedoch in jedem Fall mit dem Jahrgang verbinden wird, ist die Trockenheit, die Hitze und das sehr gesunde Lesegut“. Die Gerhards hoffen, dass den Kunden das in diesem Jahr erneuerte Design der Flaschenausstattung gefällt. Dass sie mit dem, worum sie sich bei ihrer Art, Wein anzubauen, bemüht und mit dem, was sie alles angestoßen haben, neue Kunden gewinnen. „Und dass wir als gute Grundlage für das Vermarktungsjahr 2019 natürlich einen wahnsinnig guten Jahrgang 2018 auf die Flasche bekommen!“

Revue der Jahreszeiten

Ein Jahr lang haben wir die Rheingauer Winzerfamilie Gerhard vom Weingut Leon Gerhard in Hattenheim bei ihrer Arbeit im Weinberg und auf dem Weingut begleitet. Mit diesem Beitrag endet unsere Jahresserie, über die Jungwinzerin Michaela am letzten Tag 2018 sagt, es sei auch für sie „immer wieder spannend gewesen, eine Jahreszeit Revue passieren zu lassen und zu schauen, was man vielleicht hätte anders machen können“. Information: Weingut Leon Gerhard, Bergweg 5, 65347 Hattenheim, Telefon 06723-3335, www.weingut-leon-gerhard.de.

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KoCom/Fotos: Michaela Gerhard/Norman Steinmetz

31. Dezember 2018