Donnerstag, 25. April 2024

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GALERIA REISE In Lindgrens Heimat Südschweden. Foto: Günther Koch
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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Schon guter Austrieb

Frühling im Weinberg / TravelLifeDrive begleitet Rheingauer Winzerfamilie Gerhard durchs Jahr

Von Günther Koch/Life-Magazin

Zeit für ein Selfie muss sein: Jungwinzerin Michaela Gerhard freut sich über den Frühling im Weinberg. Foto: Gerhard

Hattenheim – Es geht los! Im Weinberg. Und bei uns. Wir begleiten die Winzerfamilie Leon Gerhard aus Hattenheim im Rheingau durchs Jahr, wollen wissen, welche Arbeit auf dem Weingut und im Weinberg anfällt in welcher Jahreszeit, „damit, wenn das Wetter mitspielt, alle am Ende“, wie Gerhard-Tochter Michaela es formuliert, „auf einen hoffentlich guten 2018er-Jahrgang anstoßen können“.

Start in die Saison

„Frühling ist bei uns in jeder Hinsicht der Start in die Saison“, sagt die Jungwinzerin. Im März und April haben die Gerhards im Weingut schon den 2017er-Jahrgang auf die Flasche gebracht. Draußen im Weinberg hat zur gleichen Zeit der neue Jahrgang bereits zu wachsen begonnen. „Ein weiterer Startschuss sind für uns Ende April, Anfang Mai die Rheingauer Schlemmerwochen gewesen, mit denen eigentlich“, so Michaela, „die Freiluftsaison beginnt.“ In diesem Jahr haben dazu 117 Winzer und Gastronomen von Flörsheim bis Lorch ihre Gaststuben, Gärten, Höfe und Weinkeller geöffnet. „Auch unsere Kunden haben da den neuen Jahrgang schon verkosten können.“

Hattenheimer Fässer

Hinzu kommt bis einschließlich Anfang Oktober die Beschickung der Hattenheimer Weinfässer direkt am Rhein, Probierstände, bei denen montags bis freitags ab 17 Uhr, samstags ab 15 Uhr und sonntags ab 11 Uhr Wein ausgeschenkt wird. Nach dem Auftakt im April sind die Gerhards damit noch einmal vom 17. bis 23. Juli an der Reihe. 

Zum Glück kein Spätfrost

Die Wetterbedingungen haben in diesem Jahr einen frühen und guten Austrieb der Reben bewirkt, „noch früher als im Jahr zuvor“, erinnert sich Michaela. „Anders als 2017 ist uns 2018 ein Spätfrost glücklicherweise erspart geblieben!“ Bis jetzt sei man „sehr zufrieden, auch wenn es ein schnelles Wachstum gegeben hat und die eine oder andere Arbeit etwas früher erledigt werden musste.“

Erste Bodenarbeiten

Was alles dazu gehört, die Weine im Keller „füllfertig“ zu machen, wie der Winzer sagt? Beispielsweise das Filtrieren der Weine, erläutert Michaela, „um sie dann zwischen Mitte März und Anfang April eben auf die Flasche zu bringen.“ Im Weinberg sind im März noch die letzten Ruten angebunden worden, damit der entlang des gezogenen Drahtes wächst und die Trauben später in einer Zone auf einer Ebene gedeihen. Darüber hinaus musste der Boden bereits bearbeitet und gemulcht werden, was laut Michaela das Einkürzen der Begrünung bedeutet. Die offenen, nicht begrünten Reihen sind mit dem Pflug, dem sogenannten Grubber, gelockert worden. Mechanisch hat zudem eine Scheibe am Traktor das Unkraut zwischen den Rebstöcken schon beseitigt, was im Laufe des Jahres allerdings noch öfter wiederholt werden muss.

Doppelte Triebe ausbrechen

Im Moment, Mitte Mai, haben die Gerhards mit dem Schutz der Pflanzen im Weinberg begonnen. „Besonders bei den Burgunder-Reben mussten doppelte Triebe ausgebrochen werden“, betont Michaela. Was bis Sommer in jedem Fall noch zu erledigen ist, sind die Auslieferungstouren. Für die Gerhards geht es dabei etwa nach München, Hamburg und Dresden. „Das“, so Michaela, „sollte unbedingt abgehakt sein, ehe die Hauptarbeit im Weinberg und auf den Festen beginnt!“

Meist nur kleine Dinge

Wie sich der 2017er-Jahrgang auf der Flasche entwickelt hat, „immerhin unsere Arbeit vom letzten Jahr“, damit sind die Gerhards zufrieden. Ebenfalls mit dem bisherigen Ablauf 2018. „Allerdings“, räumt Tochter Michaela ein, „hat das Jahr ja auch erst angefangen.“ Das meiste, so die erste Zwischenbilanz im Frühling, habe gut funktioniert. Oft seien es Kleinigkeiten gewesen. Einmal habe zum Beispiel eine Maschine gestreikt. Oder es stand in zu kurzer Zeit einfach zu viel Arbeit an, „so dass sich lediglich der Zeitpunkt des Erledigens etwas nach hinten verschoben hat“. In Summe aber „meist nur kleine Dinge, die zu verkraften waren“.  

„Man lernt eben nie aus“

Worauf es bei den Veranstaltungen oder Wettbewerben für Weinbau ankommt? „Auf die eigene Struktur des Weinguts“, verweist die Jungwinzerin auf zwei neue Veranstaltungen in diesem Jahr, an denen ihre Familie teilnimmt: Es sind dies die Landesgartenschau bis zum 7. Oktober in Bad Schwalbach und das Schlossplatzfest in Wiesbaden vom 22. bis 24. Juni. Außerdem ist Michaela regelmäßig bei Sitzungen im Ort und in der Region dabei, auch bei Treffen der Jungwinzer, „um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, denn“, so Michaela, „man lernt eben nie aus!“

Neue Herausforderung

Die Neuregelungen im Datenschutz haben in diesem Frühjahr auch vor den Winzern nicht Halt gemacht. Michaela sieht darin nicht nur die „eine oder andere notwendige Änderung im bürokratischen Bereich“ auf die Familie zukommen, sondern spricht zugleich von einer „neuen Herausforderung“. Wie sie die Arbeit Anfang Frühling an der Flaschenausstattung und der neuen Preisliste für den Wein der Gerhards wahrscheinlich längst nicht mehr ist.

Kein Stress für Reben

Was sich die Gerhards von der nächsten Jahreszeit, dem Sommer, erhoffen, in der die Jungwinzerin am Donnerstag, 19. Juli, zusammen mit einer Pfarrerin aus Wiesbaden sogar eine biblische Weinprobe in der Krypta der Marktkirche gestaltet? „Natürlich eine optimale Vegetationsperiode“, sagt Michaela. „In regelmäßigen Abständen etwas Regen, damit der Boden nicht zu trocken ist und die Reben keinen Trockenstress bekommen.“ Und sonst? „Ein warmes – nicht zu heißes – und trockenes Klima, das die Entwicklung der Gescheine, also des länglichen, rispenartigen Blütenstands der Weinrebe, und später der Trauben optimal zulässt.“

Die Winzerfamilie Gerhard

… baut auf einer Fläche von knapp fünf Hektar Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder an. Vom 2017er-Jahrgang haben die Gerhards rund 26 000 Flaschen abgefüllt. „Es war insgesamt ein herausfordernder Jahrgang“, sagt Jungwinzerin Michaela, die nach ihrer Ausbildung Weinbau und Oenologie in Geisenheim studiert und anschließend im Ausland in Weinbaubetrieben in Südtirol, Österreich und Neuseeland weitere Erfahrungen gesammelt hat. Die 28-Jährige unterstützt Vater Werner, der das Weingut 1990 von den Eltern übernommen hat, in der Weinproduktion, und Mutter Gudrun, die für den Verkauf zuständig ist, hilft wie Schwester Daniela, Bankkauffrau und Bankfachwirtin, bei den Wein- und Hoffesten im Service. Die erste Flaschenabfüllung fand 1919 durch Urgroßvater Heinrich statt. Die Familie selbst ist nachweislich im Rheingau seit 1442 im Weinbau tätig. Information: Weingut Leon Gerhard, Bergweg 5, 65347 Hattenheim, Telefon 06723-3335, www.weingut-leon-gerhard.de.

Die nächsten Folgen

Sommer im Weinberg: Mitte/Ende August. Herbst im Weinberg: Ende Oktober/Anfang November. Winter im Weinberg: Ende Dezember/Anfang Januar. Lesen Sie auch: Weinbau im Rheingau: Michaela Gerhard vom Weingut Leon Gerhard im TravelLifeDrive-Gespräch Mehr Schlösser, Burgen, Klöster: Im Weingau, genannt Rheingau / Winzerfamilie gibt Tipps für Aufenthalt Mehr Schon guter Austrieb: Frühling im Weinberg Mehr Hoffen auf Landregen: Sommer im Weinberg Mehr Gesundes Lesegut: Herbst im Weinberg Mehr Göttlicher Winzer: Über eine biblische Weinprobe Mehr Nächster Rebschnitt: Winter im Weinberg Mehr

KoCom/Fotos: Michaela Gerhard

23. Mai 2018