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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Das Autojahr 2019

Verband legt Bilanz vor / "Steiniger Weg" / Deutscher Markt wächst auf rund 3,6 Millionen Neuzulassungen

Von Günther Koch/Life-Magazin

Die Automobilindustrie, hier Ford in Saarlouis, steht vor großen Herausforderungen. Foto: Koch

Berlin – Die deutsche Automobilindustrie sieht sich großen Herausforderungen gegenüber. Bei der Vorlage der Bilanz 2019, die von einem Wachstum des deutschen Marktes auf rund 3,6 Millionen Neuzulassungen ausgeht, stellt der scheidende Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Bernhard Mattes, fest: Die Automobilkonjunktur geht weltweit zurück, was Auswirkungen auf Kapazitäten, Produktion, Export und Beschäftigung hat. Die handelspolitischen Unsicherheiten wie die zwischen USA und China und zwischen USA und Europa sind groß. Hinzu kommt der Brexit. Und bei der Elektromobilität und Digitalisierung hätten die Unternehmen „enorm in Vorleistung“ zu treten und bei rückläufigem Volumen den strukturellen Wandel zu gestalten.

Elektro in vollem Gang

Laut Mattes, seit 2018 an der Spitze des Verbandes, Nachfolgerin wird Hildegard Müller, von 2005 bis 2008 Staatsministerin im Kanzleramt, ist die Modelloffensive der deutschen Hersteller in Sachen Elektroautos in vollem Gang. Demnach würden die Unternehmen ihr Elektroangebot von heute etwa 50 auf über 150 Modelle verdreifachen, bis 2024 50 Milliarden Euro in Elektromobilität und weitere 25 Milliarden in Digitalisierung investieren. Die Nachfrage sei da. Elektroneuzulassungen seien im Jahresverlauf bis Oktober um 55 Prozent auf über 86 000 Fahrzeuge gestiegen. Parallel müsse der rasche Aufbau der Ladeinfrastruktur erfolgen. Die heute vorhandenen gut 20 000 öffentlichen Ladepunkte reichten dabei jedoch nicht aus. Bis 2030 erforderlich seien eine Million, zusätzlich 100 000 Schnellladepunkte und mehrere Millionen private Ladepunkte. Die deutsche Automobilindustrie selbst strebe bis 2030 an ihren Standorten 100 000 Ladepunkte an, baue überdies mit Ionity ein Schnellladenetz entlang der Hauptverkehrsstrecken schon bis Ende 2020 mit rund 100 Ladestandorten in Deutschland auf

Nach Minus weltweit unter Druck

Den Pkw-Weltmarkt sieht der ehemalige Ford-Deutschland-Chef bei einem voraussichtlichen Rückgang um 4,1 auf 80,1 Millionen Pkw unter Druck. Hauptursache sei der wohl um zehn Prozent von 23,3 auf 20,9 Millionen Pkw schrumpfende Markt in China. Auch in anderen großen Märkten fehlten Impulse, betonte Mattes mit Blick auf die USA mit minus zwei Prozent von 17,2 auf 16,9 Millionen Pkw und auf Europa, das auf dem Niveau des Vorjahres bei 15,6 Millionen verharrt. Zwar hätten die deutschen Automobilhersteller ihre Anteile auf einzelnen Märkten, darunter China, leicht steigern können. Dieser „starke Beweis unserer Wettbewerbsfähigkeit“ könne aber die Effekte der Marktrückgänge nicht kompensieren. Für 2020 erwartet Mattes auf dem Weltmarkt 78,9 Millionen Pkw, 20,5 Millionen in China, 16,5 Millionen in den USA und 15,3 Millionen in Europa, wo unter anderem die Kohlendioxidregelung ihre Schatten vorauswerfe. „Der Weg wird also steil, steinig und beschwerlich“, betont Mattes. Darauf richte man sich ein. „Der Wettbewerb wird härter, der Gegenwind rauer.“

Etwas freundlicher als in Europa insgesamt

Auf dem deutschen Pkw-Markt sehe es mit vier Prozent Zuwachs auf rund 3,6 Millionen Neuzulassungen, immerhin Höchststand in diesem Jahrzehnt, zwar etwas freundlicher aus als in Europa insgesamt. „Doch wachsen auch hier die Bäume nicht in den Himmel“, rechnet der Verband 2020 mit nur noch 3,4 Millionen, also wieder vier Prozent weniger. Drei von vier bei uns produzierten Autos gehen laut Bilanz in den Export. „Das heißt“, so Mattes, „der robuste Inlandsmarkt kann die Schwäche der Auslandsmärkte nicht kompensieren.“ Laufe es gut, könne man das Niveau von 2019 bei Pkw-Export und -Produktion halten. Das gelte allerdings unter der Voraussetzung, dass die Weltwirtschaft auf Kurs bleibt. Die weltweite Pkw-Produktion deutscher Konzernmarken werde sich damit 2019 und 2020 bei um die 16 Millionen Einheiten bewegen.

Strenges CO2-Ziel bis 2030

Politik, Industrie und Gewerkschaften hätten in einer „Konzertierten Aktion Mobilität“ gemeinsam wesentliche Schritte zum Hochlauf der Elektromobilität vereinbart, auch für Elektronutzfahrzeuge und Schwerlastverkehr. Auch andere Technologieoptionen wie Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe würden gebraucht, um klimaneutrale Mobilität im Jahr 2050 zu erreichen. Das CO2-Ziel der Europäischen Union von minus 37,5 Prozent für Pkw bis 2030 nennt Mattes das „strengste der Welt“.

KoCom/Foto: Günther Koch

31. Dezember 2019