Donnerstag, 28. März 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA AUTO Renault hat Clio aufgewertet / Benziner, Autogas, Vollhybrid. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Alfa Romeo Giulia und Stelvio auch wieder als Quadrifoglio. Foto: Alfa Romeo
GALERIA AUTO Toyota Prius jetzt formschön und leistungsstärker / Nur Plug-in. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mitsubishis Kleinwagen Colt ist wieder da. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mission possible mit Abarths neuem Elektro-500e. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Gegen den Rost

Ford stellt modernen Korrosionsschutz vor / Was Autobesitzer zusätzlich tun können

Von Günther Koch/Life-Magazin

Jörg Saßmannshausen erklärt, wie moderner Korrosionsschutz bei Ford funktioniert. Fotos: Günther Koch/Ford

Saarlouis – Jörg Saßmannshausen entschuldigt sich. Der Anwendungsspezialist Korrosionsschutz, wie er bei Ford heißt, sagt gleich, dass er uns ein wenig Chemie und Physik leider nicht ersparen kann. Sicherheitsschuhe stehen zudem bereit. Schutzbrillen liegen aus. Und wir sollen Overalls anziehen. Im Ford-Werk Saarlouis, wo nach dem Aus von C-Max/Grand-C-Max bald nur noch das Volumenmodell Focus vom Band läuft, stellt der Autobauer modernen Korrosionsschutz vor.

Verschiedene Strategien

„Korrosion“, erklärt Saßmannshausen, „ist die Reaktion eines metallischen Werkstoffs mit chemischen Bestandteilen seiner Umgebung, etwa mit Wasser, Sauerstoff und Salz“. Korrosionsschutz sei wie ein großer Baukasten, listet der Ford-Mann vom ohne Wachs abgedichteten, geschlossenen Unterboden über offene Karosserie ebenfalls ohne Wachs und spezielle Maßnahmen zur Unterbindung galvanischer Effekte bis hin zur offenen Karosserie mit verschiedenen Schutzmaßnahmen teils ohne Wachs Strategien verschiedener Hersteller dazu auf. Schließlich führten viele Wege nach Rom.

Korrosionsschutz fängt schon im Karosserierohbau an, wo auch für Besucher Schutzbrillen notwendig sind.

Garantie und Standard

Wobei die Kundenerwartungen klar scheinen: Vor allem kein funktionaler Ausfall durch Korrosion und keine Durchrostung von innen nach außen. Die Garantie gegen Durchrostung also wichtig bei der Kaufentscheidung? Ja, deutet der Ford-Mann an. Je nach Gesetzeslage in den Märkten betrage die in der Regel zwei bis drei Jahren auf keine sichtbare Korrosion. Standard bei Ford dagegen seien sechs. Und was die Durchrostung von innen nach außen betrifft, deckten sich Garantie und Ford-Standard mit zwölf Jahren. Wie sich Kundenerwartungen und Garantiezusagen robust erfüllen lassen? Mit Korrosionstestfahrten auf dem Prüfgelände, in der Simulation, mit Kundenbefragungen, Feldstudien zum Abgleich der Testergebnisse, Rückkauf von Fahrzeugen, genauer Betrachtung jeder einzelnen Reklamation. „Und mit Erfahrung.“ 

In der Lackiererei ist eine Rohkarosse nach der anderen hintereinander aufgereiht unterwegs.

Aber bitte umweltfreundlich

Verzinkter Stahl, leicht bauende Materialien und ausreichende Vorbehandlung in Verbindung mit Kathodischen-Tauch-Lack – Saßmannshausen: „Dieser Lack ist der eigentliche Korrosionsschutz“ – betrachtet der Experte als gut für acht bis zehn Jahre ohne Durchrostung, mit Zusatzmaßnamen wie Kleben und Abdichten im Rohbau, mehr Zink, speziellen Konstruktionsmaßnahmen, Abdichtungen in der Lackiererei und Hohlraumkonservierung für zwölf und mehr. Aber bitte umweltfreundlich ohne Blei und Chrom und mit modernen Alternativen zum Wachs als Voraussetzung generell. „Der Faradayeffekt verhindert einen vollständigen Korrosionsschutz durch Lack genau da, wo Blech aufeinanderkommt“, verweist Saßmannshausen auf den Einfluss der Physik. Zum besseren Verständnis: Im Zusammenhang mit Gewittern wird bei Autos oft der Faradaysche Käfig genannt. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Hülle aus einem elektrischen Leiter, die als elektrische Abschirmung dient. Ein solcher Leiter kann eben auch Blech sein.

Die Konservierung hier ist automatisiert Das Kippen hilft, Flüssigkeitsreste herauslaufen zu lassen.

Der große Schritt vorwärts

Der Experte erklärt, die vollverzinkte Karosserie sei der „große Schritt vorwärts“ gewesen. Denn Zink wirke mit Blick auf den Korrosionsschutz als „unedleres Opfermaterial“: „Es löst sich auf und schützt den Stahl.“ Materialien wie hochfeste Borstähle, Aluminiumbleche, -guss, Magnesiumguss, Kunststoffteile oder Karbon stellten neue Herausforderungen dar.

Robust auch ohne Wachs

Wir sind im Karosserierohbau. Beim Abdichten spielt Klebstoff hier mittlerweile als moderner Korrosionsschutz eine wichtige Rolle. Bei der Blechgestaltung kommt es zur Vermeidung von Korrosion auf die Belüftung zwischen den Schweißpunkten an. In der Lackiererei finden Reinigung und Vorbehandlung durch Spritz- oder Tauchphosphatierung statt. Saßmannshausen zeigt raster-elektronenmikroskopische Aufnahmen von Kotflügelverstärkungen sowie A-Säule außen und innen, wobei das Innere der vordersten Säule ein „Trockenbereich und deshalb unkritisch“ sei. Hohlraumwachs und -konservierung gelten oft als finaler Korrosionsschutz. „Aber robuster Korrosionsschutz für eine Anti-Durchrostungsgarantie von zwölf Jahren wird auch ohne Wachs erreicht“, zählt der Experte dennoch verschiedene Prozesse der Konservierung auf Wachsbasis auf von der manuellen mit Düsen und Schläuchen über die halb- und vollautomatische mit fest installierten Düsensätzen und Robotern bis hin zum bei Ford nicht eingesetzten Flutwachs, „das in Richtung Kerzenwachs geht“. Fette würden nur im After-Sales-Bereich verwendet.

Belüfteter Trockenplatz

Individuelle Zusatzmaßnahmen seitens des Kunden sind laut Saßmannshausen „eigentlich nicht notwendig, aber etwas, das dem Auto guttut“, angefangen vom Hohlraumwachs über Unterbodenbehandlung mit geprüften Materialien bis zur regelmäßigen Unterbodenwäsche im Winter vor allem dort, wo viel Salz auf die Straße kommt, etwa im Schwarzwald, im Voralpenland, im Bayerischen Wald oder im Erzgebirge. Und generell, fügt der Ford-Mann hinzu, ein belüfteter Trockenplatz. Ein Carport sei besser als eine (beheizte) Garage. „Korrosion liebt vor allem Wärme und Feuchtigkeit.“

KoCom/Fotos: Günther Koch/Ford

16. Mai 2019