Sesam, öffne dich!
Renault stellt Neuerungen bei Kangoo-, Express- und Trafic-Nutzfahrzeugen sowie Pkw-Versionen vor
Von Günther Koch/Life-Magazin
Beim neuen Kangoo, hier als Pkw-Version, handelt es sich um die dritte Generation. Fotos: Koch
Brühl – Die Franzosen zeigen Flagge, auch wenn es um leichte Nutzfahrzeuge geht. Renault jedenfalls liegt diesbezüglich auf europäischer Ebene vorn. Wobei Konkurrenten nicht gerade wenig sind, hierzulande etwa von Citroën über Fiat, Ford, Opel und Peugeot bis VW reichen. Gerade erst hat die Marke mit dem Rhombus am deutschen Standort des Importeurs in Brühl bei Köln die Neuheiten und praktischen Ideen vor allem für gewerbliche Kunden bei gleich fünf am Start stehenden Modellen und Varianten vorgestellt. Es sind dies Kangoo, Kangoo Rapid, Express, Trafic Combi und Trafic Spaceclass.
Benziner und Diesel stehen für den Kangoo zur Wahl. Im Cockpit geht es übersichtlich zu.
Mehr Pkw-Design
Zum Kangoo: Kombivan. Dritte Generation. 4,49 Meter lang. Design lehnt sich mehr an Pkw als an Lieferwagen an. Insgesamt bulligeres Erscheinungsbild. Unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer, Notbremsassistenz, Fußgängererkennung, Spurhalte-, Müdigkeitswarner und Totwinkelhilfe mit korrigierendem Lenkeingriff bereits Serie. Innen ordentlich Platz für bis zu fünf Personen. Zugang nach hinten erfolgt über Schiebetüren. Rücksitzbank geteilt oder ganz zu ebener Ladefläche umklappbar. Kofferraum fasst 519 bis 2031 Liter. Später soll noch nach vorn umlegbarer Beifahrersitz das Transportieren bis zu 2,7 Meter langer Gegenstände erlauben. Genug Stau- und Ablagefächer. Zunächst Turbobenziner mit 102 und 130 PS, Turbodiesel mit 95 PS. 2022 dann noch 75- und 115-PS-Selbstzünder sowie Elektroversion. Preis ab 23 800 Euro.
Die Türen erlauben bequemes Ein-/Aussteigen, die große Heckklappe leichtes Be-/Entladen.
Einfacheres Be- und Entladen
Zum Kangoo Rapid: Kompakttransporter. Dritte Generation. Wertigeres Design. Zwei Längen. Standard 4,49 Meter. Wie beim Kangoo breiteres Angebot an Elektronikhilfen. Modernes Onboard-Infotainment. Pkw-ähnlicher Komfort. Einfacheres Be- und Entladen dank 1,45 Meter breiter „Sesam, öffne dich“-Ladeöffnung an der Seite ohne konventionelle B-Säule und cleverer gestalteter Innengalerie. Erleichtert Unterbringung von langen oder sperrigen Gegenständen. Ist vor allem dann von Vorteil, wenn das Öffnen der Hecktüren etwa bei eng geparkten Fahrzeugen in der Stadt schwierig wird. Später noch einklappbare Innengalerie vorgesehen, um lange Gegenstände wie Leitern oder Rohre oben im Fahrzeug zu transportieren, so dass der Laderaumboden unten frei für zusätzliche Fracht bleibt. Motorisierungen wie beim Kangoo und beim Express. darunter auch mit verbrauchsoptimierten Versionen, die bei Tempo 100 eingebremst sind. Preis ab 17 350 Euro.
Der Express ist das neue Basismodell in der Klasse der eher kompakten Transporter.
Für junge Unternehmen, kleinere Flotten
Zum Express: Neues Basismodell in kompakter Transporterklasse. Als Einstiegsmodell für junge Unternehmen und Betreiber kleinerer Flotten konzipiert. Ersetzt Dokker Express der rumänischen Schwestermarke Dacia. Kastenwagen. 4,39 Meter lang. 3,3 Kubikmeter Mindestladevolumen. Mindestladelänge 1,91 Meter. 71,6 Zentimeter breite Schiebetür an der Seite. Zusätzlich zweite Schiebetür lieferbar. Doppelflügeltür am Heck. Optional drehbare Vario-Trennwand. Kombiniert mit umklappbarem Beifahrersitz 2,36 Meter lange Ladefläche und 3,7 Kubikmeter Ladevolumen möglich. 565 bis 700 Kilo Zuladung. Vernetzung unter anderem mit Online-Multimediasystem. Besondere Ablagemöglichkeiten für Lieferpapiere, Dokumente, Laptops und Tablet-Computer. Turbobenziner mit 102, Turbodiesel mit 75 und 95 PS. In Sachen Effizienz optimierter, auf Tempo 100 abgeregelter 75-PS-Diesel mit laut Renault nur 4,1 Liter Mixverbrauch. Preis ab 14 190 Euro.
Den Trafic bieten die Franzosen als klassisches Nutzfahrzeug und als Pkw-Versionen an.
Zur Beförderung von Personen
Zum Trafic Combi/Spaceclass: Beides Pkw-Versionen zur Personenbeförderung. Unterschied zu Nutzfahrzeugpendants durch flacher geneigte, profiliertere Motorhaube und aufrecht stehenden Kühlergrill. Zwei Längen mit 5,1 oder 5,5 Metern. Neue Optik. Moderneres Interieur. Neues Infotainment. Ausstattung mit Online-Multimedia- und Navigationssystem. Elektronikhilfen wie Adaptivtempomat, Verkehrszeichen-, Müdigkeitserkennung, Spurhalte-, Totwinkelwarner, Notbrems- und Fernlichtassistenz verfügbar. Neue Staufächer und Ablagen im Innenraum. Turbodiesel mit 110 PS (Combi) sowie 150 und 170 PS (Combi/Spaceclass). Daneben bietet Renault reinen Nutzfahrzeug-Trafic als Doppelkabiner und Plattformfahrgestell an. Kastenwagen ist – sogar in rollendes Büro umwandelbar – in der Klasse bis drei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht unterwegs. Ebenfalls zwei Längen mit 5,0 oder 5,4 Metern. Ladevolumen zwischen 5,2 und 8,6 Metern. Zusätzlich zu Basisladeraumhöhe von 1,4 Metern noch Hochdachausführung mit 1,9 Metern lieferbar. Turbodiesel mit 120, 146 und 170 PS. Preis ab 29 225/40 055 Euro (Combi/Spaceclass), ab 29 225 Euro (Kastenwagen).
Gutmütig im Fahrverhalten
Wir sind im Kangoo Kombivan auf Strecke gegangen. Der fährt auf Talisman- und Scénic-Basis längst als Pkw-Derivat mit komfortablerem Feinschliff vor. Kaum Lautes, Blechernes, Karges. Das Design modern, der Größenzuwachs stattlich, der Nutzwert hoch. Im Vergleich zu den Vorgängern macht er trotz innen nach wie vor reichlich Hartplastik jetzt noch mehr her. Man sitzt passabel, hat alles ganz gut im Blick. Kopf-, Schulter-, Knie- und Beinfreiheit sind selbst im Fond ziemlich groß. Im recht übersichtlich gestalteten Cockpit ist zudem die Bedienung rasch im Griff. Das Fahrwerk wirkt kommod. Das Fahrverhalten haben wir alles in allem als gutmütig empfunden. Wegen des höheren Aufbaus sollte man sich vielleicht doch nur etwas zurückhaltender durch schnellere Kurven bewegen. Unterm Strich weisen die Franzosen nicht zuletzt auf Funktionalität und niedrige Betriebskosten durch relativ lange Wartungsintervalle hin. Egal ob Kangoo, Express oder Trafic.
KoCom/Fotos: Günther Koch
1. Juni 2021